Chop Shop by Yves Jaques

Seitenf

 

Tie Corvette trocknet, und so mache ich einstweilen den Benz fertig. Die Fahrgestellnummer befindet sich an einigen schwer zugänglichen Stellen, und schön langsam tun mir meine Knie richtig weh. Sie sollten Toady sehen. Er kommt weit hinunter. Ein wahrer Hüne von einem Mann, der sich ganz tief hinunter hockt, um an der Stoßstange eines Autos zu arbeiten. Das kann er den ganzen Tag lang machen. Macht nur eine Pause um zu pissen. Davon hat er auch seinen Spitznamen – Toady, die Kröte – wegen der Art, wie er sich tief hinhockt, wenn er arbeitet, sein Arsch ganz am Boden, seine Knie in Kopfhöhe und seine Beine nach außen gespreizt wie ein Frosch. Und nichts als arbeiten. Nach einer Zeit beginnt man, den Kerl zu lieben. Das muss man ihm lassen. Er hat Stil. Und er zahlt hervorragend. Und er erinnert sich an deinen Geburtstag.

Ich schleife die zweite Fahrgestellnummer ab, als mir jemand auf den Rücken klopft. Es ist Toady. Ich schalte die Schleifmaschine und den Walkman ab. Er fragt mich, ob ich seine Brieftasche gesehen hätte. Boy steht hinter ihm, grinst, knöpft den letzten Knopf seiner Levis 501 zu.

Boy neigt seinen Kopf zur Seite. „Schaut ganz so aus, als könne dein Boss das Geld nicht finden, das er mir schuldet“, sagt er. „Vielleicht hat er gar keines. Vielleicht muss er es nächstes Mal einfach aus deinem Arsch holen.“

Und wieder beginnt er zu singen: „Tief wird er es erkunden, dein Innerstes wird er sich vornehmen.“

„Halt die Schnauze, du kleiner Hurensohn“, sagt Toady zu Boy.

Er gehorcht, und ich sehe Boy mit demselben trägen Blick an, den der Bastard dauernd aufsetzt. „Warum checkst du nicht seine Jackentaschen?“, sage ich zu Toady. „Ich denke, ich habe gesehen, wie er sie einsteckte.“

Toady packt Boy und drückt ihn nach vor auf die Motorhaube des Benz. „Großer Fehler, Kleiner“, sage ich, und schalte die Schleifmaschine wieder an. Ich will die zweite Fahrgestellnummer noch fertig machen, bevor ich heim gehe.

Die Funken fliegen. Da ist dieser wunderbare Geruch von brennendem Metall, der für mich immer wie Sex riecht. Dieses Ding, das dir in die Nase sticht und voll im Kopf einfährt. Ich bemerke eine richtig schlimme Stelle, hier hat Toady offenbar eine Schweißstelle am Fahrgestell übersehen. An diesen Mercedes hier wurde mehr oder weniger ein neues Frontteil montiert. Nimm einen Wagen mit einem schlechten Heckteil und verschmelze ihn mit einem, der ein schlechtes Frontteil hatte. Das ist Toadys Philosophie.

Ich entscheide mich dazu, weiter zu machen und die Stelle mit dem Lichtbogenschweißer zu bearbeiten, deshalb schalte ich die Schleifmaschine ab. Ich hatte vergessen, den Walkman wieder einzuschalten, daher kann ich in dem Moment, als der Lärm der Schleifmaschine ausklingt, hören, wie Boy wimmert. Er wimmert nicht halb so nett wie er singt. Als ich mich neben dem Auto aufrichte, sehe ich, warum er wimmert. Die Brieftasche liegt offen auf der Motorhaube, und Toady hat Boys Arme auf seinem Rücken mit seiner Jacke zusammen gebunden. Boy ist über die Motorhaube gebeugt und bekommt eindeutig „eine tiefe Erkundung“, wie er sich ausgedrückt hatte. Toady nimmt sich das Innerste des Kleinen vor, hämmert drauf los und brüllt so laut, dass ich mich wundere, das ich es nicht schon früher gehört hatte, trotz der Schleifmaschine. Er brüllt: „Bekomme ich jetzt den Wert meiner 100 Dollar? Bekomme ich es jetzt? Warum nimmst du dir nicht einfach die Brieftasche, und ich ficke dich, bis du krepierst!“

Ich will den Laden verlassen. Damit will ich nichts zu tun haben. Aber ich denke an diese eine Schweißnaht. Und das bisschen Schleifen. Und dann bin ich für heute draußen. Wie ich schon sagte, man gewöhnt sich mit der Zeit an beinahe alles. Und so gehe ich wie eine Maschine hinüber zum Lichtbogenschweißer und lasse ihn an, als wäre alles ganz normal.

Nach den ersten paar Mal, als ich Toady bei seinen Touren durch die Gegend kutschierte, entwickelten wir eine nette kleine Routine. Ich fuhr den Wagen, und sonst nichts. Er sagte mir, wann ich anhalten und wann ich losfahren sollte. Und er packte die Burschen im Büro. Und nachher war er immer so verflucht nett. Ich sah, dass es ihm gut tat. Und er erinnerte sich an meinen Geburtstag, etwas, worin sonst nie jemand besonders gut war. Und er zahlte hervorragend. Ich konnte mit ihm sogar über die Probleme sprechen, die ich mit Mädchen oder sonst irgendwie hatte, und er hörte mir zu. Gab mir Ratschläge. Manchmal waren die gut. Also, er vögelte gern Strichjungen. Was ging mich das an? Die Burschen hatten offenbar kein Problem damit, ein zweites Mal wieder zu kommen.

Ich gewöhnte es mir einfach an, die Schleifmaschine anzuschalten, wenn wir zurück in den Laden kamen. Es gibt immer irgendetwas zum Schleifen hier im Chop Shop. Die Schleifmaschine übertönt alle Geräusche, die aus dem Büro kommen. Toady ist laut. Und das sind auch viele der Burschen. Ich glaube schön langsam, dass Toady ein Riesending hat, oder er hat eine echt mitreißende Technik. Auf mich wirkte sein Ding immer verdammt groß, die paar Male, als ich es sah.

 

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